Sie sind jung, sie haben Ideale, sie lieben sich und die Kunst. Sie haben nur kein Geld. Jean (Anton von Lucke) arbeitet als Komponist, seine Frau Helena (Maria Spanring) ist Pianistin. Ihr Einkommen reicht nicht hin, um sie und ihre Tochter zu ernähren. Da wirkt es wie ein Wunder, dass ihre besser gestellte Vermieterin Klara (großartig Sabine Timoteo) ihnen von einem Tag auf den anderen die Miete erlässt.
Klara kündigt ihren gut bezahlten Job, verlässt ihre Wohnung und lässt sich dauerhaft auf dem Dach ihres Hauses nieder. Ein so radikaler wie unverständlicher Schritt. Jeans Kreativität wird davon befeuert, während Helena sich plötzlich sozial engagiert. Klaras Wohnhaus entwickelt sich sehr schnell zu einem Ort der Sinnsuche mit großer Strahlkraft in die Stadt hinein. Die Medien berichten, intensive Debatten beginnen… wird Klara eine Lösung für das Chaos finden?
Regisseur Anatol Schuster (»Frau Stern«, 2019) widersteht dem Versuch, die Motivation seiner Hauptfigur zu erklären, legt vielmehr unterschiedliche Spuren aus und überlässt dem Publikum die Entscheidung, welchen es folgen will. Eine zusätzliche Perspektive führt er durch die Tochter des Künstlerpaares ein, die er die Ideale ihrer Eltern infrage stellen lässt. Schuster zeigt, dass sich Freiheit nur leisten kann, wer die nötigen (finanziellen) Mittel hat.
»Chaos und Stille« ist eine mäandernde philosophische Auseinandersetzung zur ewigen Frage nach dem Sinn des Lebens, begleitet von ungewöhnlichen Sounds und somit auch ein sehr musikalischer Film. Antworten gibt es nicht, dafür feinen Humor.