Ende Mai 2000 beginnt „Eddington“, als Corona schon da war, aber noch nicht überall. In der Kleinstadt Eddington im südlichen Bundesstaat New Mexico etwa. Eine Maskenpflicht gibt es dennoch, der Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal) hat es so angeordnet. Die meisten Bewohner halten sich an die Vorgabe, der Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) dagegen ist nicht überzeugt von der Notwendigkeit, schließlich gäbe es in Eddington kein Corona.
Ein Querdenker oder Corona-Leugner ist Cross allerdings nicht, die bizarren Verschwörungstheorien, die seine Frau Louise (Emma Stone) bei ihrem übermäßigen Internet-Konsum inhaliert, nimmt er nicht ernst, ebenso wenig den selbsternannten Guru Vernon (Austin Butler), der von Horden verschleppter und vergewaltigter Kinder schwadroniert und sich selbst als Missbrauchsopfer geriert.
Doch als Louise mit Vernon durchbrennt, beginnt die heile Welt von Joe Cross zusammenzubrechen. Zumal nach dem Tod George Floyds auch in Eddington junge Menschen zu Black Lives Matter-Protesten zusammenfinden, Weiße sich selbst kasteien und Geschäfte geplündert werden. Die Welt gerät zunehmend aus den Fugen und dass in den USA Schusswaffen fast in jedem Supermarkt zu kaufen sind, sorgt nicht dafür, dass die Demonstrationen friedlich bleiben.
In seinem vierten Film „Eddington“ macht Ari Aster keine Gefangenen. Falls sich Querdenker in den ersten Minuten freuen, dass Hauptdarsteller Joaquin Phoenix einen Maskenskeptiker spielt, werden sie bald eines besseren belehrt, so sie belehrbar wären. Aster teilt in alle Richtungen aus, entlarvt sowohl all die abstrusen Verschwörungstheorien, die hinter allem und jedem ein Komplott der Mächtigen sehen, aber auch die Selbstgerechtigkeit meist junger, weißer Aktivisten, die wenig Ahnung haben, das aber lautstark.
Michael Meyns (programmkino.de)